Und als ich heute morgen die Augen aufschlug, da ahnte ich es bereits. Als ich leise fröstelnd durch mein Zimmer schlich, als ich die Vorhänge zur Seite drückte und durch die trüben Scheiben in die Welt hinaus blinzelte, da war es Gewissheit: Er war bereits da.
Gestern war noch alles anders, gestern spielten die Kinder noch auf den Straßen und die Menschen freuten sich lachend auf ihr Wochenende, aber in der Nacht war er angekommen und heute ließ er sich nicht mehr wegdiskutieren und hatte sich bereits breit gemacht in unserer Stadt. Der Herbst war zurück nach Kiel gekommen und überzog die Förde und die ganze Stadt mitsamt den überraschten Bürgern wie ein kühler Morgentau. Wie eine dünne Schicht Schnee, die die urbane Geräuschkulisse dämpft und surreal erscheinen lässt, lag er heute in der Luft. Unwirklich der Gedanke daran, wie man sich noch vor ein paar Wochen nach einer Abkühlung sehnte. So unwirklich, wie man sich in einem langen Saunagang nicht vorstellen kann zu frieren. Und wie wenn man dann, nachdem man sich ausgiebig abgekühlt hat, wieder nach der wohligen Wärme sehnt und sich fragt, wie man diesen gemütlichen Ort so schnell verlassen konnte.
Wieder Zeit, die Mütze und die Handschuhe zu suchen, möchte man sich auf einen Spaziergang begeben. Wieder Zeit, sich im Supermarkt über die Schokoladenweihnachtsmänner und das ganze Marzipan zu wundern. Und wieder Zeit, am Monitor den Farbregler etwas nach oben zu schieben, um den grauen Stadtansichten wenigstens etwas sommerlichen Frohsinn einzuhauchen. Bitte nachmachen.